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Staat, fühlte sich mit Recht als der geeignetere zur Übernahme der Vorherrschaft. Mehr als diese Entscheidung hatte der große preußische Minister Bismarck durch den Krieg von 1866 nicht erreichen wollen-Er sah weiter in die Zukunft als alle, sah die Seit kommen, da Deutschland und Österreich gegen gemeinsame Feinde wieder treu zusammenstehen müßten. Daher rang Bismarck seinem geliebten Könige den diesem so schweren Entschluß ab, den Krieg durch einen Österreich schonenden Frieden schnell zu beenden. Damit hat er seinem König am treuesten gedient und Deutschland in einer Entscheidungsstunde auf den richtigen Weg gewiesen.
Daß es der richtige weg war, zeigte sich schon zwölf Jahre später, als die alte Freundschaft Preußens und Rußlands zu schwanken begann (s. 4 und 5). Entweder, so forderte der russische Zar, solle Deutschland mit Rußland durch dick und dünn gehen, ober es gäbe Krieg zwischen ihnen. Da konnte nun Bismarck (1879) mit dem versöhnten Österreich ein Bündnis schließen des Inhalts: Greift Rußland Deutschland oder Österreich an, so stehen sich beide mit ganzer Kraft bei. Greift eine andere Macht einen der Verbündeten an, also etwa Frankreich Deutschland oder Italien Österreich, so beobachtet der nicht Angegriffene wohlwollende Neutralität,- hilft aber Rußland dem Angreifer, so stehen sich wieder beide Verbündete bei. Dabei ist es geblieben; wo der Feind drohte, waren Österreich und Deutschland wieder vereint und mächtiger, als vor dem Kriege von 1866. — Später (1882) trat noch Italien dem Bunde bei.
Im Inneren war Österreich-Ungarn nach seinem Ausscheiden aus Deutschland in eine immer schwierigere Lage geraten. Die Doppelmonarchie ist zwar von Deutschen gegründet und als deutscher Staat mächtig geworden; war doch seit Jahrhunderten die deutsche Kaiserwürde im Hause Habsburg erblich. Aber Österreich ist aus vielen Völkerschaften zusammengesetzt. Die Deutschen sind wohl in der ganzen Monarchie verbreitet, bilden aber nur in der österreichische" Reichshälfte die Mehrheit. Geschlossen wohnen sie nur in Ober- und Niederösterreich und in den Alpenländern; in Schlesien bilden sie nocq die Hälfte der Bewohner, in Böhmen und Mähren etwa ein Drittel in Galizien ein Fünftel, in Ungarn ein Achtel. Zu diesem Achtel gehören die Siebenbürger Sachsen. In Ungarn sind die Magyaren vorherrschend, in Böhmen die Tschechen, in Galizien Polen und Ruthenen, in Südtirol und Triest Italiener. Dazu kommen noch Slowaken, hauptsächlich in Mähren und Nordungarn, Slowenen
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich_Deutschland Italien Deutschland Italien Deutschland Niederösterreich Galizien Ungarn Sachsen Ungarn Galizien_Polen Triest
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hauptsächlich in Krairt, Serben und Kroaten in Kroatien, Rumänen in $übo[t=Ungarn.
Hlle diese Völkerschaften vertragen sich untereinander gar nicht Mt. vor allem hatten die Magyaren schon lange eine Rusnahme-j^Uung haben wollen, (bleich nach dem Krieg von 1866 gelang es %en: Ungarn wurde ein selbständiges Königreich, dessen Herrscher 3töar der Kaiser von Österreich ist, der aber dort nicht Kaiser, sondern ^önig von Ungarn heißt. (Ein Magyar nimmt es jetzt sehr übel, wenn ihn Österreicher nennt ober Ungarn zu Österreich rechnet. Gemeinem blieb den beiden Reichshälften nur das Heerwesen, die Leitung ^ auswärtigen Angelegenheiten und die auf beide bezügliche Geld-Pertoaitung. 3m übrigen wollte Ungarn nur magyarisch sein. Hlle Lande sollten Magyarisch sprechen und schreiben, auch die Deutschen ln Siebenbürgen. Deren gute, alte Ortsnamen änderte die magyarische Regierung, z. B. Zünfkirchen nannte sie Pecs, Hermannstadt Nagy bzeben, Kronstadt Brassö usw. — wie die Magyaren in Ungarn, so Ersuchten es die Tschechen in Böhmen, die Deutschen zu bedrängen ^Ud sich ßu Herren im Lande zu machen. So haben sie z. B. in der Hauptstadt Prag nur tschechische Straßenschilder, so daß jemand, der Uicht die tschechische Sprache versteht, sich in Prag kaum noch zurechtzufinden vermag. Dieses Treiben ließen sich die Deutschen, obwohl ltt der Minderzahl, natürlich nicht gefallen, und so kam es zu den N%sten Streitigkeiten, in Prag einmal zu offenem Rufruhr und zu Mißhandlungen der Deutschen auf der Straße.
Diese U)irren gingen dem greisen Kaiser Franz Josef sehr nc*he. Er war im Jahre 1848, erst 18 Jahre alt, auf den Thron gekommen, hatte viele, meist unglückliche Kriege geführt, hatte Cdber* Poliert und die Vorherrschaft in Deutschland verloren und mußte nun fefyen, tote das ganze Reich unter innerem Zwiste litt und sich in Teile aufzulösen drohte. Ruch schweres Familienunglück hatte ihn getroffen. Sein einziger Sohn, der Thronfolger Rudolf, dann seine Gemahlin, Kaiserin (Elisabeth, waren ihm ermordet worden (1889 und 1898), Un^ endlich (28. Juni 1914) erschossen serbische Meuchelmörder seinen ^ffen und Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gemahlin. Diese Untat ward der letzte Rnlctß zum Rusbruch des Weltkrieges (Nr. 90,2).
3. Italien. Das schöne Italien, für die Deutschen von jeher e*n £and der Sehnsucht, war durch seine (Einigung (Nr. 78, 1) die sechste Europäische Großmacht geworden (neben Deutschland, Österreich* ^ugarn, Rußland, England und Frankreich). (Es schuf sich ein stattliches
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Extrahierte Personennamen: Nagy Franz_Josef Franz Rudolf Rudolf Elisabeth Franz_Ferdinand Franz Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Kroatien Ungarn Hermannstadt Kronstadt_Brassö Ungarn Prag Prag Deutschland Italien Italien Deutschland England Frankreich
Sechste Periode. Von 1648 — 1789.
Zeitalter der unumschränkten Fürstenmacht.
Erster Abschnitt. Ton 1648 — 1740.
Der extreme Absolutismus im Zeitalter Ludwigs Xiv.
Einleitung.
a) Der Westfälische Friede schuf im christlichen Europa fünf Großstaaten: Österreich, Frankreich, England, die
Niederlande und Schweden. Spanien konnte trotz seinem gewaltigen Länderumfange als Großmacht nicht mehr angesehen werden; zu ihm gehörten die Franche Comt6 und die südlichen Niederlande (etwa das heutige Belgien), dazu der Kolonialbesitz in Amerika und die Besitzungen in Italien (Herzogtum Mailand, Königreich Neapel). Auch Polens Bedeutung war seit dem Aufschwünge Schwedens zurückgegangen. Neben den fünf ■christlichen Großmächten stand als sechste das osmanische Beich, dessen europäischer Besitz in dem größten Teil Ungarns, in Siebenbürgen, der Moldau und Walachei, dem Küstenlande ■des Schwarzen Meeres und der ganzen Balkanhalbinsel bestand.
b) Im staatlichen wie im geistigen Leben der europäischen Völker trat das religiöse Interesse mehr und mehr zurück. Für ihre innere Entwicklung wurde am wichtigsten die Ausbildung der unumschränkten Fürstenmacht. Sie hatte bereits seit dem Ende des 15. Jh. (in Frankreich schon seit Philipp Iv.) begonnen. Das Verlangen nach einer starken Königsgewalt ergab sich aus <3em Bedürfnis nach Frieden und staatlicher Ordnung als der Vorbedingung jeden Kulturfortsch rittst die Möglichkeit ihrer Gründung trat ein durch die Ausbildung der Geld Wirtschaft, wodurch das Königtum die Mittel zur Schaffung eines Beamten-
Brettschnei der, Hilfsbuch f. Seminare. Hx 2. Aufl. i
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Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiv Europa Frankreich England Niederlande Schweden Spanien Belgien Amerika Italien Mailand Neapel Polens Schwedens Ungarns Siebenbürgen Frankreich
1916 Angriff auf Verdun (Douaumont, Vaux). Kmpfe an der Somme. Ein englisches Herr in Knt el Amara Mesopotamien) von den Trken zur bergabe ge-zwungen.
sterreichs Angriff auf Italien durch erneuten Russen-einfall in Galizien und der Bukowina zum Stehen gebracht. Deutscher Seesieg am Skagerrak (31. Mai).
Rumniens Eintritt in den Weltkrieg (Ende August) und Zusammenbruch (Schlacht am Argesul); Eroberung von Bukarest (6. Dezember).
Grndung des Knigreichs Polen (5. November).
Friedensangebot des Vierbundes von den Feinden ab-gelehnt.
1917 I Verschrfter Ii-Bootkrieg (1. Februar).
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71
A. Europa im Allgemeinen.
find 16) die Mineralquellen. Auch Salpeter, Alaun,
Vitriol und Schwefel sind hinreichend.
§. 21. Die Eintheilung Europa's nach natürlichen
Grenzen (§. 130 d. Einl.) ist ziemlich willkürlich. Gewöhn-
lich theilt man dasselbe in West- und Ost-Europa. Eine
Linie, vom Nordkap durch den bottnischen Meerbusen und die
Ostsee bis zur nördlichen Spitze hes adriatischen Meeres gezo-
gen , bildet die Grenze. Alles Land, das westlich von derselben
liegt, gehört zu West», das östlich ^legene zu Ost-Europa.
Wohl ist der östliche Theil der größere, ^er westliche aber der
bevölkertste. — Bei der weitern Eintheilnn^trird am passend,
sten auf die Hauptgebirge und die größten inla»dischen Meere,
b. h. auf die Pyrenäen, Alpen und Karpathen, dann die
Nord- und Ostsee, Rücksicht genommen.
A) West-Europa begreift daher:
L die pyrenäische Halbinsel, oder 1) Portugal.
2) Spanien;
Ii. die Alpenländer, oder 1) Süd-Alpenland — Ita-
lien, 2) West-Alpenland r=z Frankreich, 3) Nord-
Alpenländer — Helvetien und Deutschland;
Iii. die Nordsee-Länder, oder 1) Säd-Nordseeländcr
= Belgien und Holland, 2) West-Nordseeländer
— das britische Reich oder die Inseln Großbritan-
nien und Irland, 3) Ost-Nordseeland — Dänemark;
Iy. die Ostsee-Länder, oder 1) Nordwest-Ostseeländer
— der schwedische Staat oder Schweden und
Norwegen.
v) Ost-Europa umfaßt:
I. die Ostsee-Länder, oder 1) Ost-Ostseeland r=r
Rußland, 2) Süd-Ostseeländer Preußen und
Polen;
Ii. die karpathischen Lander, oder 1) Nord-Karpathen-
land — Galizien, 2) Süd-Karpathenländer —
Ungarn, die Türkei und Griechenland.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa West- Ost-Europa Ostsee Ost-Europa Ostsee West-Europa Portugal Spanien West-Alpenland Frankreich Helvetien Deutschland Belgien Holland Irland Ost-Nordseeland Schweden Norwegen Ost-Europa Ost-Ostseeland Polen Galizien Ungarn Griechenland
I
112 Die Türken vor Wien.
neuerte Bedrückung der Protestanten veranlaßten eine Verschwörung
ungarischer Magnaten gegen die deutsche Herrschaft, welche jedoch
entdeckt und mit der Hinrichtung der (4) Häupter derselben bestraft
wurde. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser eine Ab-
änderung mit der ungarischen Verfassung vornahm, indem er die
Würde des Palatinus aufhob und einen Deutschen zum Statthalter
ernannte. Dies rief einen neuen Aufstand hervor, an dessen Spitze
sich Graf Emmerich Tökely stellte. Zu spät suchte der Kaiser durch
Herstellung der alten Verfassung und der Religionsfreiheit die Ge-
müther zu beruhigen; Tökely wandte sich an den Sultan um Hülfe.
Dieser, zugleich vom französischen Gesandten aufgereizt, schickte den
Großvezier Kara Mustapha mit mehr als 200,000 Streitern gegen
Wien 1683. Aber Graf Rüdiger von Stahremberg vertheidigte (mit
21,000 M., theils Linientruppen, theils Bürgern) die Hauptstadt,
bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polen-Königs
Johann Sobiesky zum Entsätze herbeikam, das türkische Belagerungs-
heer in die Flucht schlug und so das Schicksal Oesterreichs und
Deutschlands entschied. Ungarn, wo Tökely's Anhang rasch abnahm,
wurde durch Karl von Lothringen größtentheils vom türkischen Joche
befreit und ein Reichstag zu Preßburg (1687) übertrug dem öster-
reichischen Manns-Stamme die erbliche Thronfolge. Nachdem die
Kämpfe zwischen Oesterreich und den Türken während 150 I. aus
ungarischem Boden ausgefochten worden, brachen Karl von Lothrin-
gen, Prinz Ludwig von Baden, der Kurfürst von Baiern und Prinz
Eugen von Savoyen in Bosnien und Serbien ein und setzten den
Krieg mit solchen: Glücke fort, daß man nach der Einnahme der
Hauptfestung Belgrad schon an eine Theilung der türkischen Provin-
zen gedacht haben soll. Aber Frankreichs Politik und namentlich der
3. Raubkrieg Ludwig's Xiv. verhinderte die Vertreibung der Türken
aus Europa. Doch der glänzende Sieg des Prinzen Eugen von
Savoyen bei Zentha, wo der Sultan über die Theiß gehen wollte
(1697), führte den Frieden zu Carlowitz 1699 herbei, in wel-
chem der Kaiser Siebenbürgen, welches der Großfürst (schon 1696)
an ihn, als seinen Schntzherrn, abgetreten hatte, behielt; von Un-
garn blieb den Türken nur der Theil auf den linken Ufern der
Maros und der Theiß, so daß auch das früher (vor 1526) zu Un-
garn gehörende und in diesem Kriege wiedereroberte Slavonien bei
Oesterreich blieb.
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Extrahierte Personennamen: Emmerich_Tökely Kara_Mustapha Graf_Rüdiger_von_Stahremberg Johann_Sobiesky Johann Karl_von_Lothringen Karl Karl_von_Lothrin- Karl Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen_von_Savoyen Eugen Eugen_von
Savoyen Eugen Carlowitz
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Oesterreichs Deutschlands Ungarn Oesterreich Baiern Bosnien Serbien Belgrad Frankreichs Europa Zentha Oesterreich
770
Menge schmähender Zeitungsartikel, durch welche Napoleon jedesmal
seine kriegerischen Vorsätze anmeldete, hoben Oestreichs bisherige Zweifel.
In der Mitte des Februars wurde die Armee auf den Kriegsfuß gesetzt.
Es erschien zu Wien ein Aufruf des Kaisers an seine Völker, in welchem
der Krieg als ein Act der Selbsterhaltung bezeichnet war. 'In Ungarn
erhob sich die Insurrection, alle Provinzen zeigten sich zu Opfern für
den geliebten Kaiser bereit, die abgetretenen Landschaften sehnten sich
unter seine Herrschaft zurück. Am 6. April 1809 verkündigte Erzher-
zog Karl, als Generalissimus, durch einen Armeebefehl den Anfang
des Krieges. Unter Erzherzog Johann brach ein Heer nach Italien
auf, ein zweites unter Erzherzog Ferdinand zog auf Warschau,
zum Schutze Tyrols eilte General C ha stell er in das Alpenland, und
bei Braunau den Inn überschreitend, bemächtigte sich Erzherzog Karl
ohne Widerstand Münchens. Oestreich hatte vergebens gehofft, den Kai-
ser von Rußland zur Theilnahme am Kampfe zu bewegen. Auch die
Aufrufe an die deutsche Nation , welche von den vorrückenden Oestreichern
vertheilt wurden, blieben ohne Wirkung. Preußen war durch den Bund
Rußlands mit Frankreich zu sehr eingeengt, um sich erheben zu können.
Die Fürsten des Rheinbundes hielten fest an dem gewaltigen Protector,
von welchem beim ersten Zeichen wankender Treue der Spruch der Ver-
nichtung zu befürchten war.
Auf die telegraphische Meldung von der Ueberschreitung des Inn
war Napoleon in vier Tagen von Paris an die Donau geeilt. Bin-
nen fünf Tagen, vom 19. bis zum 23. April brachte er in einer Reihe
von Schlachten, bei Thann, bei Abensberg, bei Landshut, bei
Eckmühl, bei Regens bürg, den Oestreichern so gewaltige Nieder-
lagen bei, daß dem Erzherzog Karl nichts übrig blieb, als sich mit dem
Ueberreste des Heeres durch die Oberpfalz nach Böhmen zu ziehen und
dem Feinde die Straße längs der Donau nach der Kaiserstadt offen zu
taffen. Es waren meistentheils Rheinbundßtruppen, welche für Frank-
reich diese Siege über ihre deutschen Brüder erfochten hatten; wie im
Wahnsinne wetteiferten die Deutschen 'mit einander, für Deutschlands
Unterjochung ihr Blut zu vergießen. Am 10. Mai, vier Wochen nach
Eröffnung des Feldzuges, standen die Franzosen vor Wien. Die Be-
festigung dieser von nur 10,000 Soldaten, Bürgern und Landwehrmän-
nern unter Erzherzog Maximilian vertheidigten Stadt beschränkte
sich auf einige Basteien, den Wall und einen trockenen Graben. Erz-
herzog Karl war noch zwölf Meilen von der Hauptstadt entfernt, als
Napoleon die Beschießung begann. Maximilian sah die Unmöglichkeit
einer längeren Vertheidigung ein und räumte die Stadt, in welche, nach
vorangegangener Capitulation, Napoleon seinen Einzug hielt. Napoleon
bemächtigte sich der unterhalb Wiens liegenden Insel Lobau, ging hier
über die Donau und besetzte die in der Nähe des Stromes gelegenen
Dörfer Eßlingen und Aspern. Hier wurde er von dem Erzherzoge
Karl angegriffen, der sein Heer durch Böhmen und Mähren zur Be-
freiung Wiens herangeführt hatte. Zwei Tage, am 21. und 22. Mai,
wurde von beiden Heeren mit dem größten Aufwand von Kraft und
Heldenmuth gestritten. Brennende Kähne und den Strom herabtreibende
Flöße zerstörten die nach der Insel Lobau führende Schiffbrücke. Na-
poleon war in Gefahr, von den Reserven und Geschützvorräthen abge»
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Johann Johann Ferdinand Ferdinand Karl Karl Oestreich Napoleon Thann Karl Karl Maximilian Maximilian Karl Karl Napoleon Maximilian Maximilian Napoleon Napoleon Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Wien Ungarn Italien Warschau Braunau Frankreich Paris Donau Abensberg Donau Frank- Deutschlands Wien Wiens Donau Aspern Wiens
Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
406
Politische Geographie.
tritt Franz I. (1792) gegen Oestreich stch wendeten, und in denen
der östreichische und deutsche Held, Erzherzog Karl, sich unsterbli-
chen Ruhm erkämpfte, gicug Gebiet verloren, indem Oesterreich
schon in dem Frieden von Campo-Formio (1797) die Lombardei
und die Niederlande abtreten mußte, dieses jedoch durch Erwerbun-
gen in Tyrol und Polen wieder zu ersehen wußte. Bald darauf
(1804) erhob sich Oestreich zum Kaiserthum, den Kampf gegen Frank-
reich mit Rußland und Großbritannien zweimal anfs neue begin-
nend, der sich aber unglücklich mit den Friedensschlüssen von Preß-
burg (1805) und Wien (1809) endete, wodurch es mehrere tausend
Hjmeilen seiner Besitzungen verlor, bis auch dieses Reich durch
seine so kräftige Theilnahme an dem deutschen Freiheitskampfe
und dem daraus erfolgten Sturze Napoleons in dem Frieden zu
Paris (1814) durch das lombardisch-venetianische Königreich,
durch die abgetretenen Theile seiner Erblande und Dalmatien
entschädigt wurde.
b. Gegenwärtiger Zustand.
Das Kaiserthum Oesterreich, (Austria, istria, Austrasia),
liegt zwischen d. 26" 12'—44° 17' L. und 42" 9'—51° 4' nörd-
licher Br. umfaßt in Deutschland Theile des mittlern und das
untere Donaugebiet; das obere Elbegebiet; Ungarn und Theile
von Polen (Weichselgebiet), in Italien (Pogebiet) adriatische Küste.
Grenzen: im W. Sardinien, Schweiz, Deutschland (Baiern),
im N. dasselbe (Sachsen), Preußen und Polen; im O. Rußland;
im S. Türkei, Kirchenstaat, Modena und Parma.
Flächeninhalt: über 12,500 Hjmeilen. Einwohnerzahl:
55,000,000, worunter 2,880,000 Protestanten (5500 Menoniten,
auch Hussiten und Herrnhuter), 2,900,000 nnirte und 1,500,000
nicht nnirte Griechen, 50,000 Unitarier, 600,000 Inden, die
größte Zahl aber Katholiken sind. Diese haben 11 Erz- und 00
Bischöfe und viele Snffragan-Bischöfe. Die unirten Griechen
2 Erz- und 6 Snffragan-Bischöfe, und die nicht unirten Griechen
1 Erz- und 10 Bischöfe. Die unirten Armenier (etwa 170,000)
1 Erzbischof. Ueber 440 Abteien und Probsteien; 520 Mönchs-
und 110 Nonnenklöster.
Der Kaiserstaat hat 8 Universitäten: Wien, Prag, Pavia,
Padua, Pesth, Lemberg, Innsbruck, Grätz, und 1 protestantische
theologische Fakultät in Wien, 10 protestantische Collegien, 15
höhere Stndienanstalten, 175 katholische, 25 protestantische, 1
uuirtes und 2 nicht nnirte Lyceen, und Gymnasien, über 50 Aka-
demiecn und gelehrte Institute, 25 öffentliche Bibliotheken mit
1,400,000 Bänden. Viele Kunst-, Gemählde- lind andere Samm-
lungen, 9 Sternwarten, botanische Gärten rc.
Die Länder haben 600 Mineralquellen. Wein-, Getraide-,
Bergbau, Viehzucht blühen in vielen Provinzen. — Die Industrie
ist sehr bedeutend, besonders in den italienischen und deutschen
Staaten. — Die Fabriken in Leinen-, Wollen-, Seiden-, Leder-
und Banmwvllenwaaren, in Eisen, Glas, Schmelztiegeln, Pa-
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TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Franz_I. Oestreich Karl Karl Campo-Formio Oestreich Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Niederlande Tyrol Polen Frank- Wien Napoleons Paris Dalmatien Oesterreich Deutschland Ungarn Polen Italien Sardinien Schweiz Deutschland Baiern Sachsen Polen Modena Parma Wien Prag Pavia Padua Lemberg Wien
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Eugen_von_Savoyen Eugen Zenta Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwigs Joseph_Clemens Wilhelm Wilhelm Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Jakobs Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Baden Donau Karlowitz Karlowitz Belgrad Ungarn Wien Spanien Niederlanden Luxemburg Luxemburg Spanien Luxemburg Frankreich Hamburgs Brandenburg Ludwigs_Xiv Spanien Schweden Bayern England
Sechste Periode. Von 1648—1789.
Zeitalter der unumschränkten Fürstenmacht.
Erster Abschnitt. Von 1648—1740.
Der extreme Absolutismus im Zeitalter Ludwigs Xiy.
I. Zustand der europäischen Staaten nach 1648.
1. Das System der europäischen Staaten.
Der Westfälische Friede schuf im christlichen Europa fünf
Grofsstaaten: Österreich, Frankreich, England, die Nie-
derlande und Schweden. Die österreichische Monarchie
umfafste das Erzherzogtum Österreich, das in das Land ob der
Enns und unter der Enns zerfällt, die Herzogtümer Steiermark,
Kärnten und Krain, die Grafschaften Görz und Tirol, dazu seit
1526 das Königreich Böhmen, die Markgrafschaft Mähren, das
Herzogtum Schlesien und den westlichen Teil des Königreichs
Ungarn, dessen Ostgrenze etwa über Eperies, Komorn, die Raab
zur oberen Save und zur kroatisch-bosnischen Grenze ging.
Frankreich besafs, mit seiner heutigen Ausdehnung verglichen,
im S. nicht die Grafschaft Roussillon mit Perpignan, im 0. und
N. nicht Savoyen, die Franche Comté, Artois und den südlichen
Hennegau, wohl aber Teile des Elsafs und von Lothringen. Eng-
land beherrschte Irland und stand seit 1603 mit Schottland in
Personalunion.1 Die Niederlande, klein an Ausdehnung, aber
die erste Seemacht Europas, waren an Umfang dem heutigen
Königreich nahezu gleich. Schweden war, im Besitz von Finn-
1) Der Name „Königreich Grofsbritannien“ wurde seit der Tjnionsakte
von 1707, welche die Realunion von England und Schottland herbeiführte,
amtlich gebräuchlich. Irland wurde durch die Unionsakte von 1800 dem nun-
mehrigen Königreich „Grofsbritannien und Irland“ ein verleibt.
Brettschneider, Hilfsbuch, Vh. 2. Aufl.. 1
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Brettschneider
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiy Europa Frankreich England Schweden Krain Ungarn Frankreich Perpignan Hennegau Lothringen Irland Schottland Europas England Schottland